Community Development:
Folgerungen aus den Aktivitäten in Indien,
Pakistan und Südkorea

FRITHJOF KUHNEN


1. Einleitung

Bemühungen um Entwicklung und Maßnahmen der Entwicklungshilfe lassen sich kennzeichnen durch eine Folge von „Moden". Zu bestimmten Zeiten gelten bestimmte Konzepte als „Stein der Weisen". Da alle diese Moden nur begrenzte Lebensdauer haben und politische Rücksichten bei ausbleibenden Erfolgen ihre Ablösung verlangen, könnte man auch von „Wellen" sprechen. Zu erklären ist das Entstehen solcher Moden teils mit den völlig unzureichenden theoretischen und praktischen Kenntnissen über viele Probleme der Entwicklungsländer, teils mit der dominierenden Rolle der Politiker, die meist kurzfristige Interessen in der langfristig zu orientierenden Entwicklungspolitik verfolgen. Allein das jeweilige Herausstellen eines Konzepts erscheint naiv: wie könnten Ziele, Maßnahmen und Verfahrensweisen zur Entwicklung von zwei Dritteln der Erde mit stark unterschiedlichen geographischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten gleich sein?

Eine der bedeutendsten dieser „Moden" war zweifellos 'Community Development'. Zwischen 1955 und 1960 hatte die Mehrzahl der Entwicklungsländer ihr Community Development-Programm, und in manchen Fällen wurde der Löwenanteil des Entwicklungsbudgets für diese Maßnahmen verwandt. Heute spielt der Begriff 'Community Development' in der Entwicklungsdiskussion keine große Rolle mehr, und von mancher Seite wird dieses Konzept als der größte Fehlschlag in den Entwicklungsbemühungen der letzten beiden Jahrzehnte angesehen.

Nun sind die heutigen Entwicklungsprobleme nicht grundsätzlich anders als vor zwanzig Jahren. Auch die Maßnahmen mancher Entwicklungsprogramme sind sehr ähnlich; manchmal hat sich nur der Name geändert. Besonders die neueste Mode — „Integrated Rural Development" — hat viele Ähnlichkeiten mit Community Development, so daß es lohnend erscheint, das Community-Development-Konzept an einigen Beispielen zu analysieren und Erfahrungen herauszuarbeiten, die für die heutigen Maßnahmen von Nutzen sein könnten. Nach einer kurzen Diskussion des Grundkonzepts des Community Development wird dazu für drei wichtige Länder, nämlich Indien, Pakistan und Südkorea dargestellt, was getan und erreicht wurde und welcher Art die wichtigsten Probleme waren.