5. Konsequenzen


Die Erörterung der Grenzen beschäftigungsintensiver ländlicher Entwicklung ergab einige Aspekte von besonderem entwicklungspolitischen Interesse:

a) Die Grenzen der möglichen beschäftigungsintensiven Entwicklung schieben sich offensichtlich hinaus, wenn schnell neue Technologien eingeführt werden, die die Effizienz der Landbewirtschaftung erhöht. Dies fordert verstärkt Forschungseinrichtungen, die angepaßte Technologien entwickeln und dabei besondere Gesichtspunkte berücksichtigen, wie Energieknappheit und kosten, Relation von Gestehungskosten, Nahrung und Kaufkraft, ökologische Aspekte, Eignung für Kleinbetriebe usw. Besonders groß sind die Lücken bei der Entwicklung geeigneter neuer Technologien für Trockengebiete.

b) Die Grenzen der produktiven Beschäftigungsausweitung in Trockengebieten haben viele Konsequenzen. Staaten, deren gesamte Fläche aus Trockengebieten bestehen, werden bei Bevölkerungsanstieg in große Bedrängnis kommen. Die Armut wird zunehmen. In Ländern, die sowohl Trockengebiete als auch Feuchtzonen und Bewässerungsgebiete haben, wird die schon bestehende Abwanderung aus den Trockengebieten stark zunehmen. Dies hat Konsequenzen für zu erwartende Urbanisierungsraten, aber auch für die nötige Landschaftspflege und die Aufrechterhaltung der Versorgungsstruktur, in den Trockengebieten. Es wird sehr schwer sein, durch technologische Änderungen hier so einzuwirken, daß eine größere Zahl von Arbeitskräften gehalten werden kann.

c) Das Fehlen geeigneter Institutionen wirkt sich als Engpaß bei einer Steigerung der Beschäftigung aus. Da das institutionelle Vakuum in vielen Gesellschaften auch auf wichtigen anderen Gebieten wie Ressourcen Schonung und Erhaltung als Engpaß wirkt, sollte die Institutionenförderung hohe Priorität erhalten. Da geeignete Institutionen nur innerhalb einer Gesellschaft, nicht aber von außen gebildet werden können, beschränken sich die Einwirkungsmöglichkeiten auf Hilfestellungen.

d) Der politische Wille einer Gesellschaft entwickelt sich nach eigenen Gesetzen und ist nur schwer beeinflußbar, besonders von außen. Man kann zwar versuchen, zu überzeugen, z.8. im Politikdialog, aber die Erfolgsaussichten sind gering. Es scheint, daß in der Masse der Entwicklungsländer die politische Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten ist, daß die Machthaber sich veranlaßt sehen, eine beschäftigungsintensive ländliche Entwicklung einzuleiten. Deswegen dürften die Möglichkeiten zur beschäftigungsintensiven Entwicklung in der Realität vorläufig noch von den Grenzen übertroffen werden.


L I T E R A T U R U E R Z E I C H N I S


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3. BOSERUP, E., The Conditions of Agricultural Growth. London, 1965.

4. BRANDT, H., Zur Entwicklung von Subsistenz und Marktanteil im afrikanischen Getreide Trockenfeldanbau. "Entwicklung und ländlicher Raum", 1, 1985, S. 18 20.

5. JOSHI, P.C., Land Reform and Agrarian Change in India and Pakistan. "J. Peasant Studies", 1, 1974, S. 164 185 und 326 362.

6. KUHNEN, F., Beschäftigungsförderung im ländlichen Raum: Landwirtschaft. In: Arbeitslosigkeit als Schicksal? Beschäftigungsprobleme in der Dritten Welt. Stuttgart, 1983, S. 139 171.

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