Zum Ersten: Wer produziert?

In den Plänen der Entwicklungsländer wie in den Absichtserklärungen der internationalen Organisationen und den Richtlinien der Geberländer von Entwicklungshilfe soll in erster Linie der bäuerliche Kleinbetrieb gefördert werden.

Wir müssen nach 4o Jahren wohl zugeben, daß global dieses Ziel nicht erreicht worden ist. Vielmehr hat sich eine kleinere Schicht von kommerziell orientierten größeren Betrieben entwickelt, die mit modernen Methoden einen immer größeren Anteil der Erzeugung auf sich vereint. Daneben gibt es die große und immer größer werdende Zahl von subsistenznahen Kleinbetrieben, deren Zukunft zumindest ungewiß ist. Bei einer Arbeitsproduktivität von zwischen 2 und 5 DM/Tag (im selbstversorgeranbau nicht anders als bei Exportfrüchten) sieht die Jugend keine Zukunft in der traditionellen Landwirtschaft, und Landflucht ist die Folge. Die alte Generation bleibt ihrer ländlichen Lebensfarm treu und mancher Junge gezwungenermaßen auch. Vielen gelingt aber der Absprung, und so komme, die vielen Millionenstädte ja zustande. Dar Boden wandert zu den größeren Betrieben.

Ein Zahlenbeispiel soll die Größenordnungen deutlich machen: Indien hat ca. 7o Millionen in der Statistik ausgewiesener 'Betriebe` . Davon sind 63 Millionen unter 5 ha groß und 35 Millionen gar unter einem Hektar, und da nur 1/4 der Nutzfläche bewässert ist dem traditionellen Bereich zuzurechnen. Nur 7 Millionen (10%) stellen eigentliche landwirtschaftliche Betriebe dar.

In zahlreichen Ländern erleben wir eine Zunahme beinahe industrieller Landwirtschaft (Plantagen, Staatsfarmen, Abmelkwirtschaften, Großmästereien u.ä.), nicht selten in der Hand nichtlandwirtschaftlicher Investoren. Oft fließt ein hoher Anteil knapper Ressourcen auf Kosten der bäuerlichen Landwirtschaft in diese Unternehmen. Ist diese Entwicklung
im Interesse der Landwirtschaft und Gesellschaft?

Wie ist dieses schnelle Auseinanderdriften in einen kleinen progressiven Teil der Landwirtschaft und eine große Zahl traditioneller Betriebe ohne Zukunft zu beurteilen? Kann man, soll man hier politisch eingreifen?