zum Vierten: Wie sind die Rahmenbedingungen der Produktion?
Art und Umfang der Agrarproduktion sowie sein Nutzen für
die an der Produktion beteiligten Menschen hängen stark
von den Rahmenbedingungen ab, die in der auf Produktion fixierten
Vergangenheit oft vernachlässigt wurden. Dies gilt z.B.
für die Preispolitik im Agrarbereich. Versuche von Regierungen
den Brotpreis von einem Tag zum anderen um 5o% zu steigern,
zeugen genauso von einem Mangel an Kenntnissen wie stark schwankende
Subventionen für Düngemittel und ähnliches.
Leider muß die Wissenschaft zugeben, daß ihre
Hilfsmöglichkeiten sich in Grenzen halten.
Das Bodenrecht und seine Entwicklung birgt vornehmlich für
Afrika noch viele ungelöste Probleme, besonders wenn
seine beiden Grundfunktionen zusammen betrachtet, nämlich
den Rahmen für eine Steigerung der Agrarproduktion darzustellen
und den Menschen eine Existenzsicherung zu bieten, und dies
in einer Art und Weise, die eine Erhaltung des ökologischen
Gleichgewichts sichert.
Fragen der Mensch Boden Beziehungen treten aber auch in anderen
Regionen auf, wenn in Schwellenländern etwa die Betriebe
wieder vergrößert werden müssen, um ein Vergleichseinkommen
zu möglichen, oder wenn bei starker Abwanderung aus der
Landwirtschaft der Boden in andere Hände geleitet werden
muß. Schließlich heißt Agrarreform Ende
dieses Jahrhunderts nicht nur Eingriff in die Grundbesitzverfassung,
sondern auch Beschränkung der Nutzungsrechte. Es muß
durch einen Kodex der Landnutzung sichergestellt werden, daß
der Bewirtschafter seinen individuellen Nutzen nicht auf Kosten
der Allgemeinheit ausdehnen kann. Dies gilt für den Fall
der Überstockung auf gemeinsamem Weideland genauso wie
für eine überzogene Stickstoffdüngung, die
eine Kontamination der Flußunterläufe bewirkt.
Die soziokulturellen und institutionellen Bedingungen der
Landwirtschaft, insbesondere die Agrarverfassung, sind je
wichtig für die Mobilisierung und Aktivierung der Menschen
und damit Basis für die wirtschaftliche Entwicklung aller
Sektoren. Detailkenntnisse fehlen vielfach noch.
Zu den Rahmenbedingungen zählen schließlich u.a.
die Förderinstitutionen. Es ist immer noch offene Frage,
wie die große Zahl der Klein und Mittelbetriebe mit
Informationen versorgt werden kann, ganz zu schweigen von
der Frage, wie eine betriebswirtschaftliche Beratung dringend
erforderlich nach dauerhaftem Eintritt in die Marktwirtschaft
bereitgestellt werden kann. Auch die Dienste der Genossenschaften
erreichen meist nur die Creme der Mittelbetriebe, während
die darunter liegende Schicht erheblich weniger von den bestehenden
Modellen hat. Kooperation im Produktionsbereich ist ein seit
langem brachliegendes Forschungsfeld ebenso wie die Rolle
des Staates in der Landwirtschaft und ihre Grenzen.
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