6. Folgen für die Agrar- und Entwicklungspolitik

Die Differenzierung der an der Landbewirtschaftung beteiligten in Haushalte, die sich mit ausreichender Fläche voll der Landbewirtschaftung widmen, und solche, denen ihre kleine Fläche nur mit Zuverdienst eine Existenzbasis gibt, verlangt eine Neuordnung der Förderungspolitik. Insbesondere bedeutet die Änderung in Rolle und Funktion des Landes ein Ende der Zeit, in denen die Landgebiete mit Maßnahmen der Agrarpolitik gefordert werden konnten. Heute ist eine Zweiteilung erforderlich.

Für Haushalte, die über ausreichend Land verfügen, um der Bewirtschafterfamilie Arbeit und Auskommen zu geben, ist die Agrarpolitik mit ihren Instrumenten geeignet. Zu ihnen gehören aber bei großen regionalen Unterschieden nur etwa ein Viertel aller landbewirtschaftenden Haushalte Asiens. Für sie können sich Preis-, Innovations- und Strukturpolitik positiv auswirken und werden vielfach auch akzeptiert. Ihnen wird durch landwirtschaftliche Beratung geholfen, die in Zukunft immer mehr auch betriebswirtschaftliche Fragen einschließen muß, Genossenschaften sind besonders für die kleineren dieser Betriebe geeignete Institutionen zur Regelung von Bezug, Absatz und Kredit.

Etwa drei Viertel aller landbewirtschaftenden Haushalte Asiens - natürlich mit einem weit geringeren Anteil an der Fläche - verfugen aber nicht über ausreichend Land zur Existenzsicherung für die ganze Familie. Für sie sind agrarpolitische Maßnahmen kaum interessant: Sie verkaufen ihre Produkte nicht, sondern konsumieren sie selbst oder verwenden sie zur Bezahlung im Dorf. Sie verwenden wenig gekaufte Betriebsmittel und sind an Produktionssteigerungen kaum interessiert. Natürlich gibt es an den Rändern gleitende Übergänge zwischen den beiden Typen, und manche Familie hat sich durch Investition außerbetrieblich erworbenen Einkommens zur landwirtschaftlichen Vollexistenz emporarbeiten können.

Für die Masse sind aber nicht Agrarpolitik, sondern Maßnahmen der Regionalentwicklung (die ja agrarpolitische Maßnahmen einschließen können) geeignete Förderungsinstrumente. Arbeitsbeschaffung, Ausbildung für nichtlandwirtschaftliche Berufe, damit man leichter einen Arbeitsplatz findet, sind Beispiele, und für alte Leute ist soziale Sicherung wohl das größte Bedürfnis. Die Rolle des Bodens ist hier von n ach geordneter Bedeutung, während einkommenschaffende Maßnahmen von Interesse sind. Für die Bodenordnung entstehen aber neue Aufgaben: Das Land muß aus den Händen derjenigen, die nicht mehr an Landbewirtschaftung interessiert sind, in die Hände solcher Haushalte überführt werden, die sich intensiver Bewirtschaftung widmen. Dies wird nicht ohne Entwicklung neuer Institutionen auf dem Bodenmarkt ablaufen können.