2. Ursachen und Verbreitung der Erwerbskombination

Allein die in vielen Ländern anzutreffende Betriebsgrößenverteilung zeigt, daß die Mehrheit der landbewirtschaftenden Haushalte nicht von der Landwirtschaft allein leben kann. Sie verfügen über viel zu wenig Land, als daß daraus allein die Existenz gesichert und die Angehörigen beschäftigt werden könnten. In Asien ist die hohe Bevölkerungszunahme bei verbreiteter Erbteilung Ursache für eine ständige Verkleinerung der Betriebe. In Lateinamerika spielt die Verweigerung des Zugangs zu Land durch die Grundeigentümer und die Praxis, nur kleine Flächen zu vergeben, eine Rolle. In Afrika hat die überkommene Bodenordnung bei der üblichen Technologie dazu geführt, daß die zugewiesenen Flächen für die höheren Bedürfnisse der Neuzeit nicht ausreichen. Insgesamt kann man davon ausgehen, daß zwei Drittel alle landwirtschaftlichen ,Betriebe' der Welt unter zwei Hektar groß sind, und weitere 20 Prozent zwischen zwei und fünf Hektar. Damit bleiben nur etwa 15 Prozent, die nach Ihrer Landausstattung eventuell dafür geeignet sind, einer Familie Arbeit und Auskommen zu geben. Ausnahmen, wie etwa Im Reisanbaugebiet Südostasiens, bestehen durchaus, aber im Normalfall reichen weniger als zwei Hektar in der Regel urbewässerten Landes nicht aus, einer Familie eine Lebensgrundlage zu bieten.

Die Mehrheit aller Haushalte mit Landbewirtschaftung in der Dritten Welt vermag nicht allein vom Ertrag Ihrer kleinen Landflächen zu leben, sondern muß durch Kombination mit anderem Erwerb sehen. ihr Einkommen zu erhöhen und so eine menschenwürdige Existenz zu erreichen.

Auch bei einem Teil der größeren Betriebe haben wir es mit Mischexistenzen zu tun, nur spielt hier weniger der Zwang durch eine unzureichende Landbasis eine Rolle, sondern die freie Entscheidung. So vermeidet man zum Teil bewußt die Aufteilung der Betriebe im Erbgang, indem ein Sohn die Bewirtschaftung des elterlichen Betriebes übernimmt, die anderen aber nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen. Manche Betriebe werden zusammen mit einem Gewerbebetrieb geführt, um Betriebsmittel auszunützen. In wieder anderen Fällen übt der Betriebsleiter noch ein Amt in der Verwaltung aus. Schließlich finden sich besonders unter den Personen mit gehobenen Berufen nicht selten Liebhaber ländlicher Lebensweise oder solche, die aus Prestigegründen, zur Steuervermeidung oder aus Spekulationsgründen sich einen landwirtschaftlichen Betrieb halten.

Während für die Mehrzahl der Fälle die Notwendigkeit eines Zuverdienstes Ursache für die Erwerbskombination ist, gibt es auch gegenläufige Entwicklungen. In vielen - nicht allen - Entwicklungsländern ist in den letzten zehn Jahren die Zahl der Arbeitsplätze stark angestiegen. Hinzu kommt die Ausdehnung des '.Informellen Sektors', so daß die Chancen für eine Erwerbskombination gestiegen sind.

Die Zunahme landwirtschaftlicher Einkommen infolge Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft (Grüne Revolution), Erfolge m der gewerblich industriellen Entwicklung, Transfereinkommen von Gastarbeitern usw, haben die Kaufkraft von Teilen der Bevölkerung ansteigen lassen und direkt oder indirekt neue Arbeitsplatze geschaffen. Gleichzeitig haben andere bei diesen Wandlungsprozessen nicht mithalten können und waren gezwungen, sich nach Zusatzeinkommen umzusehen.


Tabelle 1: Landwirtschaftliche Betriebe nach der Betriebsfläche

 

Tabelle 2: Zunahme der Erwerbstätigen 1980-1986










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