3. Motive und Voraussetzungen einer Erwerbskombination

Die Motivation zum Eingehen einer Erwerbskombination ist für Landbewirtschafter also vielfältig Folgende Wünsche spielen eine wichtige Rolle:

Sicherheit. Besonders bei sehr schwachen Existenzen wird diesem Motiv ein höherer Stellenwert eingeräumt als der Einkommenserhöhung. Die Erwerbskombination kommt diesem Ziel entgegen, weil die Existenzgrundlage auf mehrere Säulen verteilt wird. Das Ernte- und Marktrisiko wird verringert, wann der Be trieb nur einen Teil des Haushaltseinkommens bringt, während der Verlust des außerbetrieblichen Arbeitsplatzes geringere kurzfristige Folgen hat, wenn noch Land bewirtschaftet wird.

Einkommenserhöhung. Für viele ist sie Notwendigkeit, für andere wünschenswert, um einen höheren Lebensstandard zu erreichen beziehungswelse mit dem Lebensstandard der Nachbarn Schritt zu halten. Wo früher ländliche Unterbeschäftigung bestand, wird diese durch Erwerbskombination zu Einkommen.

Spezifische Zwecke. Das Einkommen aus der Landwirtschaft reicht in nicht wenigen Betrieben normalerweise aus, aber zum Erreichen spezifischer Ziele schaffen sie sich ein Zusatzeinkommen. Dies mag zur Heirat und Existenzgründung erforderlich sein (Brautpreis), zum Hausbau, für spezielle Investitionen oder auch nur, um die ländliche Lebensform beibehalten zu können.

Lösung aus wirtschaftlichen und sozialen Bindungen. Erwerbskombination schafft Einkommen und damit Unabhängigkeit in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Wird der nicht- landwirtschaftliche Erwerb außerhalb des Dorfes gesucht, dann befreit man sich von sozialer Kontrolle, was gerade für junge Leute eine wichtige Motivation ist.

Zwar ist Erwerbskombination sehr verbreitet, aber doch nicht überall anzutreffen. Sie hat eine Reihe von Voraussetzungen, nämlich:

Vorhandensein von Erwerbsalternativen. Dies ist zwar häufig in irgendeiner Form gegeben, aber doch nicht immer. Es ist in der Regel nur unterschiedlich schwierig, eine Erwerbskombination zu finden.

Bereitschaft zur Abgabe von Einkommensteilen. Für den Fall, daß Angehörige einem außerlandwirtschaftlichen Erwerb nachgehen, ist Voraussetzung, daß sie einen Teil ihres Einkommens ihrer Familie abgeben. Wegen des starken Zusammengehörigkeitsgefühls in verschiedenen Kulturen geschieht dies auch noch ohne größere Probleme. Dabei spielt auch eine Rolle, daß es sich oft noch um die erste Generation handelt, die sich nur teilweise aus der Landwirtschaft löst.

Tragbare Migrationskosten. Im Fall der Abwanderung sind die Migrationskosten, die Werbungskosten für den Arbeitsplatz und die Lebenshaltungskosten für die erste Zeit aufzubringen. Dies kann eine hohe Belastung bedeuten, zum Beispiel bei Gastarbeitern im Ausland. Das Risiko wird verringert, wenn bereits abgewanderte Personen ihre Freunde und Verwandten nachholen.

Positive Einstellung der Familie. In vielen Gesellschaften werden grundlegende Entscheidungen wie die Berufswahl von Angehörigen in der Familie gefällt, die daher positiv eingestellt sein muß. Früher bestehende Hemmungen sind aber heute meist abgebaut, weil die Familien in der Aufnahme außerlandwirtschaftlicher Arbeit einen wirtschaftlichen Aufstieg sehen

Bereitschaft der Betroffenen. In manchen Gesellschaften gibt es für Angehörige landbewirtschaftender Familien Tabus gegenüber einer abhängigen Tätigkeit oder solcher, die mit nichtlandwirtschaftlicher Handarbeit verbunden ist. Diese sind aber heute weltgehend überwunden, werden zumindest oft nicht mehr beachtet, wenn die Tätigkeit an fernen Orten ausgeübt wird. Manchmal ist eine Erwerbstätigkeit außerhalb des Hauses für Frauen ausgeschlossen.