5.4 Kapitalistische Landwirtschaft

Formen kapitalistischer Landwirtschaft finden sich in meist geringer Zahl in allen Erdteilen. Hochentwickelte Gutsbetriebe, oft in Händen von Ausländern, oder großflächige Weidewirtschaften (Ranches) sind Beispiele. Die wichtigste Form ist jedoch die Plantage. Es handelt sich um Großbetriebe zum Anbau von Baum- und Strauchkulturen, oft als Monokultur, die meist in eigenen Verarbeitungsbetrieben industriell be- und verarbeitet werden und dem Export dienen (Gummi, Kaffee, Tee, Kakao, Sisal, Ölpalmen, Kokos, Zuckerrohr, Bananen usw.). Das Land befindet sich meist in Privateigentum einer Familie, Aktiengesellschaft, Bank u. ä., teilweise handelt es sich auch um Konzessionen.

Mit hohem Kapitalaufwand werden Dauerkulturen gleichmäßiger Qualität in den für industrielle Verarbeitung erforderlichen Mengen produziert. Die Arbeit wird von Lohnarbeitern bei starrer Arbeitshierarchie und genauer Kontrolle geleistet. Die starke Arbeitsteilung macht die Verwendung völlig ungelernter Arbeiter möglich. Die Betriebsleitung ist in der Hand qualifizierter Fachleute, teilweise noch heute Ausländer, und die Produktionsleistung ist hoch. Die Kritik gegen dieses Agrarsystem setzt auch nicht an der Leistungsfähigkeit an, sondern an den sozialen Begleitumständen. Es bestehen starke soziale Unterschiede und hohe Einkommensdifferenzierungen. Die Arbeiten einfachster Art hindern Aufstieg und persönliche Initiative der Arbeiter. Die Plantage stellt zwar Wohnung, aber die Qualität ist, wie die allgemeinen Lebensbedingungen, schlecht. Niedrige Einkommen bewirken schlechte Ernährung, Schulbildung und Gesundheitszustand (5).

Die auf Extraktion gerichtete Wirtschaft dient nicht selten ausländischen Interessen und bringt wenig Nutzen für die heimische Wirtschaft. Plantagen sind meist isolierte Gebilde ohne Beziehung zur Umgebung, insbesondere wirken sie kaum befriedigend auf die sie umgebenden Kleinbetriebe. Zwar bringen die Exportsteuern teilweise hohe Einkommen, aber gleichzeitig nehmen die Plantagengesellschaften starken wirtschaftlichen und politischen Einfluß auf die Länder. Zum Teil haben sich auch Plantagen in Händen der einheimischen Oberschicht gebildet. Diese bringen oft nicht die Produktionsleistung der anderen Plantagen, haben aber gleiche negative soziale Begleiterscheinungen.