5 Agrarsysteme
Die bisher besprochenen Elemente Grundbesitzverfassung und
Arbeitsverfassung sowie die aus der Änderung dieser Elemente
entstehenden Sozial- und Wirtschaftsverfassungen stehen in
einem Systemzusammenhang mit der Ordnung der Landnutzung,
Produktion und Verteilung. Dieses System, das über die
Agrarverfassung hinaus andere wichtige Faktoren einbezieht,
ist für die Sicherung der Lebensgrundlage der Gesellschaft
von wesentlicher Bedeutung und daher weitgehend institutionalisiert
(Arbeitsbeziehung, Kreditwesen, Ausbildungswesen etc.). Für
diesen Gesamtzusammenhang wird von PLANCK und ZiCHE (47) sowie
RöHM (51) die Bezeichnung „Agrarsystem" verwandt,
„die auf das übergeordnete Wirtschafts- und Gesellschaftssystem
ausgerichtete Ausprägung der institutionellen, wirtschaftsorganisatorischen,
sozialorganisatorischen, wirtschafts- und sozialethischen
Verhältnisse in der Landwirtschaft und im ländlichen
Raum".
Andere Autoren haben ähnliche Klassifikationen versucht,
zum Teil allerdings mehr auf bestimmte Faktoren beschränkt.
FRANKLIN (24) unterscheidet Produktions- und Aneignungssysteme,
SMITH (55) klassifiziert „Systems of Agri-culture"
insbesondere nach der technologischen Entwicklungsstufe. VON
BLANCKENBURG (10) betont in der Unterscheidung seiner agrarischen
Sozial- und Wirtschaftssysteme besonders den Modernisierungsgrad
und die Entwicklungschancen.
In jüngerer Zeit ist der auf MARX (41) zurückgehende
Produktionsweisenansatz besonders in der politikwissenschaftlichen
Diskussion wieder stark in den Vordergrund gekommen (56).
Dieser Ansatz analysiert die Produktionsstruktur und ihren
Zusammenhang mit der Entwicklung der Produktivkräfte,
der Besitzverhältnisse, der Herrschafts- und Klassenstruktur
sowie der Verwendung der Produktion. Er erhellt die Bedingungen
für das Zustandekommen bestimmter (teilweise sehr abstrakter)
Eigentums- und Produktionsverhältnisse und erleichtert
das Verständnis dieser Zusammenhänge. Für die
Beschreibung von in der Realität anzutreffenden Verhältnissen
ebenso wie für die Diskussion von Entwicklungschancen
und -problemen ist die Einteilung nach Produktionsweisen weniger
geeignet.
Die folgende Darstellung der wichtigsten heutigen Agrarsysteme
lehnt sich in ihren Gliederungen an PLANCK (46) sowie PLANCK
und ZICHE (47) an.
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