2.c) Ernährungssituation und Beschäftigung
Die Beschäftigungsprobleme werden in starkem Maße
durch die Ernährungssituation beeinflußt. Der Ernährungsstandard
hat wesentliche Auswirkungen auf die Arbeitskapazität
der Menschen. Die Arbeitsleistung mangelhaft ernährter
Arbeitskräfte ist erheblich geringer als die gut ernährter.
Im Gegensatz zu asiatischen Ländern ist das quantitative
Nahrungsangebot in Afrika im allgemeinen ausreichend. Dagegen
ist die qualitative Nahrungsaufnahme oft unzureichend. Unausgeglichene
Nahrung ist verbreitet und hat starke Auswirkungen auf Gesundheit
und Leistungsfähigkeit der Menschen.
Von besonderer Bedeutung sind in Afrika jedoch geographische
und saisonale Unterschiede im Nahrungsangebot. In manchen
Regionen stellt sich sehr oft ein Nahrungsmangel vor der Ernte
ein und bewirkt Unterernährung zur Zeit der höchsten
Arbeitsanforderung. Außerdem kommen Nahrungsverknappungen
wegen Mißernten hinzu. Mangel an Lagermöglichkeiten,
schlechte Straßenverbindungen und unterentwickelte Markteinrichtungen
erschweren die Vorsorge oder Beseitigung solcher Nahrungsknappheiten.
Ein ausreichendes Nahrungsangebot ist von besonderer Bedeutung
bei allen Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung durch öffentliche
Arbeiten. Wegen der hohen Konsumneigung bei unterbeschäftigten
Personen dürfte eine Zunahme der Lohnarbeit zu einer
merklichen Steigerung der Nahrungsmittelnachfrage führen.
Nur bei Projekten, in denen die Arbeitskräfte weiter
bei ihren Familien in den Dörfern wohnen können,
wird sich die zusätzliche Nachfrage mehr auf Nichtnahrungsmittel
richten. In diesem Fall decken die Arbeiter nämlich ihren
Nahrungsbedarf weiterhin überwiegend aus dem landwirtschaftlichen
Betrieb der Familie. Die hohe Konsumneigung führt zwar
eventuell zu einem günstigen Multiplikatoreffekt, muß
jedoch inflationäre Wirkungen haben, wenn die erhöhte
Nachfrage nach Konsumgütern nicht gedeckt wird. Der wenig
elastische Nahrungsmittelmarkt ist hiervon besonders betroffen.
Da verschiedene Länder von umfangreichen Nahrungsimporten
abhängen, muß bei Arbeitsbeschaffungsprogrammen
auf eine genügende Steigerung des Angebots an Nahrung
und auch anderen Konsumgütern geachtet werden.
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