3.d) Öffentliche Arbeiten
Zu den verbreitetsten und meistangewandten Maßnahmen
der Beschäftigungsförderung gehören Programme
für öffentliche Arbeiten. Meist handelt es sich
dabei um Arbeiten zur Verbesserung der Infrastruktur. Derartige
Bauprojekte entsprechen nicht nur den Bedürfnissen der
Volkswirtschaft, indem sie etwa die verkehrsmäßigen
Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Entwicklung
schaffen helfen, sondern sind auch in beschäftigungspolitischer
Hinsicht günstig. In erster Linie werden ungelernte Arbeitskräfte
benötigt, und für solche muß in erster Linie
Arbeit geschaffen werden. Außerdem lassen sich diese
Arbeiten arbeitsintensiv durchführen, so daß ein
hoher Prozentsatz der Gesamtkosten auf Löhne entfällt.
Dadurch ist nicht nur der Beschäftigungseffekt der Investitionen
hoch, gleichzeitig kann man auch mit einem hohen Multiplikatoreffekt
rechnen, der bei ausreichendem Konsumgüterangebot günstige
Wirkungen haben kann.
Voraussetzung für eine gesamtwirtschaftliche Zweckmäßigkeit
derartiger Arbeiten ist aber ihre sinnvolle Integration in
die Planung der wirtschaftlichen Entwicklung. Es ist nur dann
sinnvoll, eine Straße zu bauen, wenn gleichzeitig etwa
durch geeignete Maßnahmen die Produktionsleistung der
Landwirtschaft in der Umgebung gesteigert wird und dadurch
die Transportkapazität der neuen Straße ausgenutzt
werden kann. Andernfalls sind die Aufwendungen für den
Bau nur als Unterstützungsmaßnahmen für die
dadurch beschäftigten Arbeitskräfte anzusehen.
Durch öffentliche Arbeiten können Einkommen und
damit Kaufkraft der beschäftigten Arbeitskräfte
zwar erhöht werden, aber es entstehen kaum Dauerarbeitsplätze.
Mit Beendigung des einzelnen Projektes erlischt oft die Beschäftigung.
Dadurch erweisen sich diese Projekte zwar als geeignet, unterbeschäftigten
Landbewirtschaftern zusätzliche Einkommen zu geben, sind
aber nur vorübergehende Hilfe für Personen, die
keine Verbindung mehr zur Landwirtschaft haben. Zwar entstehen
sekundär bei Arbeitsprojekten permanente Arbeitsplätze
infolge der erhöhten Produktion und der gesteigerten
Nachfrage nach Dienstleistungen, aber deren Umfang ist verhältnismäßig
gering.
Zu den wirtschaftlichen Problemen öffentlicher Arbeitsprojekte
gehört die Gefahr des Entstehens einer Konsumgüterlücke.
Durch die Löhne für die Arbeitskräfte wird
die Nachfrage nach Konsumgütern gesteigert, ohne daß
durch die angeführten Arbeiten das Konsumgüterangebot
steigen würde. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen besteht
die Gefahr inflationärer Tendenzen. In einigen Ländern
wurde dieses Problem durch Unterstützungen des World-Food-Programms
bewältigt.
Verschiedene Fragen ergeben sich auch bezüglich der
Bezahlung der Arbeitskräfte. Als Art der Entlohnung wird
in den meisten Fällen eine Barbezahlung notwendig sein.
Naturalentlohnung wird teilweise als diskriminierend empfunden.
In manchen Ländern haben auch die Gewerkschaften gerade
Gesetze durchgesetzt, die eine Naturalentlohnung verbieten.
In solchen Fällen müssen etwaige Nahrungsmittelhilfen
erst auf dem Markt in Bargeld umgewandelt werden.
Bezüglich der Höhe der Entlohnung bestehen vielfach
falsche Vorstellungen. Im allgemeinen sind recht hohe Löhne
nötig, um die Arbeitskräfte anzuziehen. Nur im Fall
städtischer Arbeitsloser werden auch niedrige Löhne
ausreichend sein, da diese Personen vielfach keine andere
Existenzmöglichkeit haben und gezwungen sind, auch unter
der normalen Lohnrate zu arbeiten. Man würde allerdings
einen dualistischen Arbeitsmarkt einführen, eine Maßnahme,
über deren Zweckmäßigkeit man streiten könnte.
Immerhin würden von solchen Projekten die ärmsten
Personen angezogen, womit sichergestellt wäre, daß
die Mittel für solche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
tatsächlich für die Bedürftigsten aufgewandt
werden. In den ländlichen Gebieten handelt es sich aber
meist nicht um Arbeitslose, sondern um Unterbeschäftigte,
und der Angebotspreis der Arbeit bei diesen Personen sind
hoch. Das Existenzminimum wird durch die Landbewirtschaftung
der Familie gesichert, und nur ein Lohn erheblich über
diesem Subsistenzniveau wird den Anreiz geben, anstrengendere
und stundenmäßig vermehrte Arbeit zu übernehmen.
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