3.1.1 Preispolitik

Preise wirken auf die Produzenten als Anreize. Sie sind funktionell ein Lenkungsinstrument. Die Ausgestaltung des Preissystems, sowohl der Faktorpreise als der Produktpreise hat daher eine hohe Beschäftigungswirkung.
In vielen Entwicklungsländern sind die Marktpreise für Produktionsfaktoren nicht gleich den sozialen Faktorpreisen. So sind die Kapitalkosten im Verhältnis zur Knappheit oft zu niedrig bewertet. Zinssubventionspolitik und Steuererleichterung für Investitionen verstärken dies noch. Umgekehrt ist die Arbeit im Verhältnis zu den Opportunitätskosten überbewertet. Ergebnis ist eine Neigung zu hoher Kapitalintensität. Dies wird noch dadurch verstärkt, daß Nominalund Reallöhne für ungelernte Arbeit in der Stadt höher zu sein pflegen als auf dem Lande, wodurch zur Abwanderung angeregt wird. Eine dem Entwicklungsstand nicht angepaßte Arbeits und Sozialpolitik, wie z.B. Minimum LohnGesetzgebung, mag besonders in den Städten ihre positiven Wirkungen haben, führt aber leicht zu Reibungen in den Arbeitsbeziehungen und tendenziell zu einer Erhöhung der Kapitalintensität. .
In vielen Ländern gibt es kaum eine merkliche Besteuerung der Landwirtschaft und besonders des Bodens. Auch die Gewinne der „Grünen Revolution" wurden kaum besteuert, was zu Landkäufen, nicht nur größerer Grundbesitzer, sondern auch städtischer Investoren geführt hat. Rationalisierung und Transportbeschränkungen sind andere Beispiele für Beeinflussung von Faktorpreisen.
Faktorpreise sind besonders bestimmend für die Produktionsverfahren. Größere Abweichung der Marktpreise von den sozialen Faktorpreisen regen zu Produktionsverfahren an„ die sozial nicht wünschenswert sind. Es kommt also nicht zu einer Anpassung der Produktionstechnik an die sozialen Gegebenheiten, wie sie sich in den echten Preisen für Produktionsfaktoren ausdrücken.
Die Produktpreise wirken besonders stark auf die Produktionsrichtung. Auch hier führt die offizielle Preispolitik oft zu einer Abweichung der Preise von den Marktverhältnissen. Zwar werden dafür z.T. gute Gründe angeführt, aber dies geschieht auf Kosten des Beschäftigungsvolumens. Verbreitet ist z.B. eine Hoch Preis Politik für Getreide, um eine Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln zu erreichen. Dies wird aber nur auf Kosten einer künstlich eingeschränkten Diversifizierung erreicht. Wenn in Pakistan beispielsweise der Weizenpreis über Weltmarktpreis festgesetzt wird, die Preisentwicklung für Baumwolle sich dagegen an den Wechselkursen orientiert, dann wird dadurch mehr arbeitsextensiver Weizen und weniger arbeitsintensive Baumwolle angebaut.
Produktpreise können auch indirekt beeinflußt werden. Monopolistische oder monopsonistische Marktstrukturen, wie sie der Staat durch Betrauung bestimmter Personen oder Institutionen mit dem ausschließlichen Marktrecht bewirken kann, schaffen Renten und somit Marktpreisabweichungen. Transportverbote, Lager und Ablieferungspflichten sind weitere Eingriffe in die Freizügigkeit des Marktes.
Politische Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung müssen die Differenz zwischen Marktpreis und sozialen Preisen für Faktoren und Produkte beseitigen, damit die Preise ihre Lenkungsfunktion wahrnehmen können. Darüber hinaus besteht in der Preis (inklusive Steuer und Geld) Politik ein geeignetes Instrument, die Produzenten zu beschäftigungsintensiver Produktionsrichtung und verfahren anzuregen.