6.2 Auswirkungen auf die Produktion
Produktionseffekte werden indirekt über Anreize durch
eine Bodenbesitzreform, mehr direkt durch Maßnahmen
der Bodenbewirtschaftungsreform erreicht, wobei sowohl Produktionshöhe
als auch Produktionsrichtung beeinflußt werden.
Bezüglich der Produktionshöhe werden kurzfristig
nur geringe Änderungen eintreten. Positive Anreize werden
ausgeglichen durch Unsicherheiten, besonders bei langsamer
Durchführung der Reform. Von Bedeutung ist natürlich
die Art der Strukturänderung. Neubauern fehlen kurzfristig
Erfahrungen und Betriebsmittel, während frühere
Pächter den Übergang zur selbständigen Bewirtschaftung
leicht erreichen. Der Produktionsanstieg wird um so höher
sein, je schlechter die Bewirtschaftung unter dem Großgrundbesitzer
war.
Langfristig kann man mit positiven Produktionseffekten rechnen.
Der Grundherr wird seinen Restbetrieb intensiver bewirtschaften,
um so einen Ausgleich für den Flächenverlust zu
erlangen. Die höhere Sicherheit und das Gefühl,
den Ertrag aller Anstrengungen auch zu erhalten, veranlaßt
die Neubauern zu vermehrten Anstrengungen. Dies wird um so
mehr zu einem Produktionsanstieg führen, je umfassender
die Begleitmaßnahmen der Bodenbewirtschaftungsreform
sind. Es ist jedoch schwierig, festgestellte Produktionseffekte
der Agrarreform zuzuschreiben, da zu gleicher Zeit sonstige
agrarpolitische Maßnahmen und Marktentwicklungen weiterlaufen
und beide Ursachen kaum zu trennen sind. Allgemein wird eine
Erhöhung der Produktion dort leichter zu erreichen sein,
wo bereits ein höheres Niveau des technischen Fortschritts
erzielt ist.
Vergleichsweise dürfte die Produktionsrichtung durch
eine Agrarreform viel nachhaltiger beeinflußt werden.
Schon bald nach einer Umverteilung von Großgrundbesitz
auf kleine Bewirtschafter, aber auch bei Überführung
von Pacht in Eigentum ist mit einer Zunahme von Nahrungskulturen
und gemischtem Anbau bei gleichzeitigem Rückgang von
verkaufsorientiertem und mehrjährigem Anbau zu rechnen.
Ebenso wird sich die Viehhaltung ausdehnen. Langfristig wird
sich ein neues Anbausystem unter der Einwirkung von Marktkräften,
Faktorausstattung und vergleichsweisen Vorteilen der verschiedenen
Betriebsformen einspielen.
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