6.3 Änderung des Vermarktungsanteils
Die meisten Agrarreformen bringen die Gefahr zumindest kurzfristigen
Rückgangs des Vermarktungsanteils der Agrarproduktion
mit sich, da dieser mit rückläufiger Durchschnittsbetriebsgröße
sinkt. Daraus etwa entstehende Versorgungsschwierigkeiten
für die städtische Bevölkerung gehören
zu den Hauptgegenargumenten bei einer Agrarreformdiskussion.
Tatsächlich ist damit zu rechnen, daß die Reformbegünstigten
einen Teil ihrer Mehrproduktion selbst aufessen, eine Tatsache,
die unter Wohlfahrts-Gesichtspunkten durchaus positiv zu sehen
ist, da es sich meist um bisher unterversorgte Bevölkerungsteile
handelt. Gerade unter solchen Verhältnissen ist mit einem
Produktionseffekt aufgrund höherer Leistungsfähigkeit
bei besserer Ernährung zu rechnen. Auf längere Sicht
dürften Rückgänge im Vermarktungsanteil durch
Anstiege in der absoluten Produktionsmenge ausgeglichen werden.
Wegen der häufig höheren Flächenerträge
kleinerer Betriebe ist die Chance hierfür gut. Zwischen
einzelnen Produkten bestehen zwar erhebliche Unterschiede,
aber generell wird das Argument eines Rückgangs des Vermarktungsanteils
durch eine Agrarreform überstrapaziert. Wenn Rückgänge
entstehen, so sind sie weniger Folge der Agrarreform als solcher,
als vielmehr unzureichender Begleitmaßnahmen der Bodenbewirtschaftungsreform.
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