2.2 Betriebsgrößenverteilung und sozialökonomische Differenzierung

Lebenslage der landwirtschaftlichen Bevölkerung, aber auch Produktivität der Landbewirtschaftung und deren Steigerungsmöglichkeiten hängen in starkem Maße vom Zugang zu Land, also von der dem Haushalt zur Verfügung stehenden Fläche ab. Die Statistiken der Länder bieten zwar Zahlen über die Verteilung der Betriebe auf Größenklassen und damit die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Betriebsgrößenverteilung zu verschaffen. Diese Zahlen dürfen allerdings nur als Anhaltspunkt gesehen werden. Die Statistiken enthalten viele Fehler. Sie geben zudem nur Durchschnitte für Länder an und differenzieren selten nach

  • Bodenqualität
  • Bewässerung
  • Marktlage
  • Anbausystem
  • Nebenberufe
  • Eigentum/Pacht,

also die Faktoren, die für den Lebensstandard der Bewirtschafterfamilie wichtig sind.

Verteilung der Betriebe nach Gesamtfläche (ha) in v.H. um 1970

1970 World Census of Agriculture, Analysis and International Comparison of Results, FAO, Rome, 1981


Trotzdem wird aus den Zahlen für die Länder, für die Daten verfügbar sind, deutlich, daß die überwiegende Masse der Betriebe in Asien sehr klein ist und man in den meisten Fällen eigentlich nicht mehr von einem leistungsfähigen Betrieb sprechen kann.

Die Masse der Betriebe Asiens ist unwirtschaftlich klein

Dies ist in erster Linie eine Auswirkung der verbreiteten Erbsitte, wonach alle Kinder, in islamischen Ländern alle Söhne, Land erben, der Betrieb also in jeder Generation geteilt wird. Zwar gibt es einige Faktoren, welche die Verkleinerung in der Realität verlangsamen:

  • Das Erbteil der Töchter wird bei deren Heirat mit dem Erbe ihrer Ehemänner vereinigt.
  • Manchmal erhält der älteste Sohn mehr Land gegen die Verpflichtung, für die Eltern und den Familientempel zu sorgen.
  • Nicht alle Kinder werden Landwirte, sondern ergreifen einen anderen Beruf und verpachten ihren Erbteil an die Geschwister. Früher war dies durch Neigung und Interesse veranlaßt. Heute erfolgt es oft zwangsweise, weil die Fläche zu klein geworden ist und keine Existenz mehr abwirft.
  • Manchmal erreicht nur ein Kind das Alter für eine Betriebsübernahme.

Trotzdem muß davon ausgegangen werden, daß diese Betriebsverkleinerung weitergeht. Bei einem Generationswechsel nach durchschnittlich 30 Jahren wird bei einem Drittel aller Betriebshaushalte in den nächsten 10 Jahren ein Erbgang fällig. Wenn man für Asien mit durchschnittlich drei Kindern bei Generationswechsel rechnet, dann dürfte nach dem nächsten Erbgang die große Mehrheit aller Betriebe Asiens so klein geworden sein, daß sie auch keine bescheidene Existenz für eine Familie mehr bietet. Die kleinen Flächen werden dann überwiegend in Form der Mehrfachbeschäftigung bewirtschaftet werden, was große Konsequenzen für die Arbeitsverteilung zwischen den Geschlechtern, die Arbeitsmöglichkeiten des Beratungsdienstes, das Investitionsverhalten, die Auswahl der Anbaukulturen usw. haben wird.

Hier liegt wohl die größte Problematik für die Zukunft der asiatischen Landwirtschaft:

  • Steigerung der Nahrungserzeugung für die zunehmende Bevölkerungszahl erfordert eine Agrarwirtschaft mit moderner Technologie, wozu eine bestimmte Mindestbetriebsgröße erforderlich ist.
  • Solange keine ausreichende Zahl nichtlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze angeboten wird, gibt es für die Menschen keine andere Chance, als ihr Land weiter zu bewirtschaften und das spärliche Einkommen von der kleinen Fläche durch Zuverdienst zu verbessern. Im Einzelfall mag eine Einkommenssteigerung in der Landwirtschaft durch Übergang zu gartenbaulicher Bewirtschaftung möglich sein. Für die Masse der Fälle ist dies wegen fehlenden Boden-, Bewässerungs- und Marktvoraussetzungen nicht zu erwarten.

Um die Auswirkungen dieses Dilemmas auf die Einzelhaushalte und die Möglichkeiten und Erfordernisse für politische Maßnahmen zu erkennen, reicht die Betrachtung der Betriebsgrößenverteilung nicht aus. Sie abstrahiert als grobe Überblicksdarstellung davon, daß ja bei gleicher Betriebsgröße die Lebenslage der Familie, ihr Interesse für die Landbewirtschaftung und damit die Funktion des Betriebes zur Zeit und in Zukunft für den Einzelhaushalt sehr unterschiedlich sein kann. Einen besseren Einblick in diese Verhältnisse gewinnt man durch eine sozialökonomische Differenzierung der Betriebe. Dabei muß man in Kauf nehmen, daß keine statistischen Zahlen zur Verfügung stehen. Kleinräumig - etwa auf Projektebene - kann man aber unschwer zu zahlenmäßigen Vorstellungen über die Verbreitung der einzelnen Typen kommen. Bei guter Landeskenntnis ist dies auch für Provinzen oder Länder möglich.

Ursache für diese Differenzierung ist in der Veränderung der sozialökonomischen und technologischen Rahmenbedingungen zu sehen:

  • Die Betriebsgrößen sind gegenüber früher stark zurückgegangen.
  • Neue Technologien wurden in die Landwirtschaft eingeführt.
  • Die Landwirtschaft ist mit anderen Sektoren verflochten.
  • Die nichtlandwirtschaftliche Entwicklung bietet zunehmend alternative Arbeitsplätze und bewirkt Wanderungen.
  • Massenmedien und Wanderungen haben die Integration der Agrargesellschaft in die Gesamtgesellschaft gefördert.

Diese Faktoren wirken sich in einigen Regionen stärker aus als in anderen, aber immer ist das Ergebnis eine zunehmende Differenzierung der landwirtschaftlichen Betriebe. Unterschiedliche Fortschritte dieser Prozesse in Ländern und Regionen beeinflussen weniger das Entstehen neuer Betriebs- und Haushaltstypen als deren zahlenmäßige Verbreitung.


Beispiel für Verteilung der Betriebe nach Größenklassen und sozialökonomischen Kategorien, Pakistan 1980

Landwirtschaftliche Betriebe nach der Betriebsgröße

Quelle: Pakistan Census of Agriculture 1980

 

Sozialökonomische Kategorien von Landbewirtschaftern

Quelle: eigene Schätzung

Im Gegensatz zu früher müssen heute zwei Hauptgruppen von landbewirtschaftenden Haushalten unterschieden werden:

1. Haushalte mit ausreichend Land, um die Lebensgrundlage der Bewirtschafterfamilie zu bilden. Diese Haushalte konzentrieren ihre Anstrengungen auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung und nutzen meist die Möglichkeiten neuer Technologien. Ihr Einkommen versuchen sie durch gute Bewirtschaftung zu steigern. Hierzu gehören

  • größere Grundeigentümer (Landlords),
  • ‘Progressive Farmers’,
  • ‘Economic Holdings’.

2. Haushalte ohne ausreichend Land, um die Lebensgrundlage der Bewirtschafterfamilie zu bilden. Diese Haushalte versuchen ihr Einkommen durch nichtlandwirtschaftliche Aktivitäten zu verbessern. Ihr Ziel ist ein höheres Einkommen, wo immer es herkommt. Ihr Interesse an der Landwirtschaft ist oft gering, teils wegen Mangels an Alternativen aufgezwungen. die junge Generation erstrebt gewöhnlich ein Leben außerhalb der Landwirtschaft. Diese Gruppe besteht aus

  • Haushalten mit Mehrfachbeschäftigung,
  • Haushalten mit Haushaltsproduktion,
  • Haushalten mit alten Leuten,
  • Marginalexistenzen.

Die einzelnen Typen können wie folgt charakterisiert werden:


Gruppe I: Haushalte mit ausreichender Landausstattung

  • Größere Grundeigentümer

    Ihre Zahl ist stark zurückgegangen wegen Erbteilung, Agrarreformen oder Vorsorge vor zukünftigen Agrarreformen. Im Bestreben, den Lebensstandard auch nach der Verkleinerung zu halten und wegen des Wunsches, durch neue Technologien geschaffenes Potential auszuschöpfen, haben sie die Intensität ihrer Bewirtschaftung erhöht. Mancher ‘Petty Landlord’ ist ‘Progressive Farmer’ geworden. es gibt aber auch Ausnahmen, die noch wirtschaften wie vor 50 Jahren.

    Nur ein Viertel der Betriebe Asiens haben eine ausreichende Landausstattung zur Existenzsicherung für die Bewirtschafterfamilie

  • ‘Progressive Farmers’

    Dieser Typus entstand, als neue Technologien es möglich machten, durch gute Bewirtschaftung viel Geld zu verdienen. Er entstand teils von oben (ehemalige ‘Landlords’), teils von unten (aktive Bewirtschafter, die ihren Familienbetrieb durch Zupachtung vergrößern konnten) und zeichnet sich durch einträgliche marktorientierte Bewirtschaftung aus. Häufig hat wirtschaftliche Macht auch zu politischer Macht geführt: Ihre Vertreter finden sich in Distrikt- und Provinzparlamenten.

  • ‘Economic Holdings’

    Diese Familienbetriebe sind ebenfalls marktorientiert und erzielen ein auf Dauer befriedigendes Einkommen. Viele haben Möglichkeiten für eine Spezialisierung gefunden, besonders in der Viehhaltung. Meistens sind alle Familienangehörigen an moderner Landbewirtschaftung interessiert.


Gruppe II: Haushalte ohne ausreichende Landausstattung

Die Zahl dieser Haushalte steigt ständig. Mangels ausreichender Landausstattung müssen sie alle verfügbaren Ressourcen nutzen, um zu überleben. Häufig geschieht dies außerhalb der Landwirtschaft. Sie gehören also nicht zu den Haushalten,

  • die alle Arbeitskräfte in ihrem Betrieb einsetzen,
  • von den Erträgen des Betriebes leben,
  • bei denen sich das Interesse aller auf den Betrieb konzentriert.
    Drei Viertel der Betriebe in Asien sind ohne ausreichende Landausstattung und benötigen Zusatzeinkommen

  • Haushalte mit Mehrfachbeschäftigung


    Unterschiede in Familien- und Betriebsstrukturen, in Ressourcen der Regionen und im Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung haben zu verschiedenen Formen der Mehrfachbeschäftigung geführt.

    • Individuelle Erwerbskombination

      Hier nimmt der Bewirtschafter selbst eine nichtlandwirtschaftliche Haupt- oder Nebenbeschäftigung auf oder arbeitet als Landarbeiter auf anderen Betrieben. Diese Form ist immer notwendig, wenn keine Kinder im erwerbsfähigen Alter vorhanden sind. Wegen der Schwierigkeiten der Kombination beider Aktivitäten wegen des täglichen Sorgebedarfs für die Tiere und der Saisonalität des Arbeitsbedarfs in der Landwirtschaft ist diese Form nur lokal möglich. Im Dorf gibt es meist wenig Arbeitsplätze, außer in Stadtnähe.
    • Haushalte mit Haushalts-Erwerbskombination

      Hier nehmen Söhne oder Töchter nichtlandwirtschaftliche Tätigkeiten auf oder arbeiten als Landarbeiter und geben einen Teil ihres Einkommens an ihre Familie ab. Dies kann lokal geschehen oder an entfernten Orten, sogar im Ausland. Diese Tätigkeit kann ständig sein oder wann immer Arbeit angeboten wird, und die Art der Arbeit kann wechseln. Manche Familienangehörigen teilen auch ihr Leben in zwei Hälften: Bis zum Alter von etwa 45 Jahren arbeiten sie in der Stadt und der Vater versorgt die Landwirtschaft. Wenn dieser zu alt wird, kehren sie ins Dorf zurück, aber dann sind die ersten Söhne schon im erwerbsfähigen Alter. In entlegenen Gebieten mit wenig Arbeitsangeboten gehen viele als länger dienende zur Armee oder zur Polizei.
    • ‘Extended famliy economy’

      Auch nach der Abwanderung unterhalten die Einzelfamilien oft soziale und wirtschaftliche Kontakte. Es entsteht ein Netzwerk kooperierender Familien. Die in der Stadt lebenden Kernfamilien erhalten häufig Nahrungsmittel vom Familienbetrieb, und manchmal leben die kleinen Kinder dort. Das Recht zur Rückkehr erhöht die Existenzsicherheit. Umgekehrt werden auch Dienste geleistet wie Erntehilfe oder unregelmäßige Geldspenden, wenn Investitionen nötig sind.
  • Haushalte mit Haushaltsproduktion

    Nicht jeder findet einen außerlandwirtschaftlichen Arbeitsplatz, und in manchen Familien ist auch keine geeignete Person vorhanden. Dann besteht die Strategie zur Einkommenserhöhung darin, Produkte innerhalb des Haushaltes für den Eigenbedarf oder den Verkauf zu erzeugen. So werden Holzkohle, Seile und Matten hergestellt; Brennholz und Heilkräuter werden gesammelt oder man nimmt Tiere in Pflege. Ein anderer Weg ist das Vermeiden von Ausgaben durch Eigenleistung, z.B. bei Reparaturen an Gebäuden, Geräten und Kleidung. Die Frauen spielen hier eine besondere Rolle.
    Meistens ist das Einkommen niedrig und die Landbewirtschaftung extensiv. Teils handelt es sich nur um eine Übergangszeit, bis die Kinder arbeitsfähig sind.
  • Haushalte von alten Leuten

    Besonders in Ländern im fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung kommt es nicht selten vor, daß alle Kinder migrieren und nur die Eltern im Dorf zurückbleiben. Mangels anderer Altersversorgung bewirtschaften sie ihr Land, solange die Kräfte es zulassen, meist extensiv und mit einem hohen Grad an Desinvestitionen.
    Die Restbetriebe werfen dann nur ein geringes Einkommen ab, und wenn es nicht Zuwendungen der Kinder gibt, leben die alten Leute in großer Armut.
  • Marginalexistenzen

    Abgelegene Lage oder persönliche Verhältnisse bewirken, daß manche Haushalte kein zusätzliches Einkommen finden. Sie leben in großer Armut und müssen häufig nach und nach ihr Land verkaufen.
    Die Bewirtschaftung erfolgt ohne jeden finanziellen Aufwand und daher mit niedrigen Erträgen. Zum Teil migrieren sie in die Städte in der Hoffnung auf besserer Verhältnisse.


Natürlich gibt es Übergänge zwischen den geschilderten Typen, und manche Haushalte entwickeln sich durch harte Arbeit und Änderungen im Lebenszyklus nach oben. Oft ist der Trend jedoch eher abwärts, und mit dem Generationswechsel sucht man nach einer außerlandwirtschaftlichen Existenz.

Vielleicht ist es besser, anstatt von „landwirtschaftlichen Betrieben“ von „landbewirtschaftenden Haushalten“ zu sprechen, die alle verfügbaren Ressourcen, (Boden, Arbeit, Kapital) einsetzen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern und zu verbessern.

Je nach Ressourcen-Ausstattung kann dies auf verschiedene Art geschehen:

  • Steht ausreichend Land zur Verfügung, dann mag sich der Haushalt auf Landbewirtschaftung konzentrieren und dies ist die einzige Aktivität.
  • Ist nur wenig Land vorhanden, dann werden andere Arrangements getroffen. Entweder sucht man einen zusätzlichen nichtlandwirtschaftlichen Erwerb oder befaßt sich mit Haushaltsproduktion und sucht Ausgaben zu vermeiden.

„Landwirtschaft“ besteht heute aus einer großen Vielfalt von landbewirtschaftenden Haushalten. Dies hat weitreichende Folgen für die betreffenden Haushalte und für die Agrar- und Entwicklungspolitik.

Folgen für die Einstellung zur Landwirtschaft

In früheren Generationen war es für einen Bauernsohn vorbestimmt, daß er den elterlichen Betrieb weiterführen würde. Noch nach dem letzten Weltkrieg war in vielen Ländern Asiens bei knapper werdendem Land ‘access to land’ der Slogan der Agrarreformen der 50er und 60er Jahre. Heute lautet der Ruf der Jugend dieser Länder ‘Zugang zu Einkommen’, woher es immer kommen mag. Wir müssen akzeptieren, daß nicht jeder Erbe glücklich ist, den Betrieb der Eltern weiterführen zu dürfen. Er mag es sein, wenn der Betrieb groß genug ist und moderne Bewirtschaftung erlaubt. Wenn aber die Landausstattung gering, Wasser knapp und die finanzielle Situation schlecht ist, dann werden viele nach etwas besserem außerhalb der Landwirtschaft Ausschau halten.

Mischexistenzen bewirken eine andere Einstellung zur Landwirtschaft, haben Folgen für Beschäftigung und Produktion und Möglichkeiten politischer Einflußnahme

Es ist nicht einfach, einen Arbeitsplatz zu finden, aber viele haben Erfolg gehabt und ihre Lebenslage verbessern können, besonders durch die Kombination landwirtschaftlicher und nichtlandwirtschaftlicher Arbeiten.


Daraus ergeben sich drei Kategorien von Landbewirtschaftern:

  • Solche, die weiter interessiert an Landbewirtschaftung sind, vielfach ihre Betriebe zu vergrößern suchen, teils nichtlandwirtschaftliches Einkommen in den Betrieb investieren und neue Technologien nach Kräften nutzen.
  • Solche, die ambivalent sind, freiwillig oder erzwungenermaßen durch fehlende Alternativen und ohne viel Interesse weiter Landwirtschaft betreiben. Sie werden sich verändern, sobald sie die Möglichkeiten dazu sehen.
  • Solche, die aktiv nach nichtlandwirtschaftlichen Erwerbsmöglichkeiten suchen und dafür sogar landwirtschaftliches Kapital investieren. Haben sie etwas gefunden, dann verwenden sie landwirtschaftliches Kapital, um ihr neues Leben zu stabilisieren. Früher oder später - oft bei Generationswechsel und abhängig von der Sicherheit des Arbeitsplatzes - werden sie die Landbewirtschaftung aufgeben oder nur noch etwas für die Selbstversorgung erwirtschaften.

Daraus folgt eine erhebliche Variation der Ziele, die Haushalte bezüglich ihres Landes verfolgen:

  • Erzielung eines guten Einkommens,
  • Selbstversorgung oder Teilselbstversorgung,
  • preiswerte ländliche Wohnstätte,
  • Sicherheit für den Fall des Verlustes des neuen Arbeitsplatzes,
  • Alterssicherheit in gewohnter Umgebung,
  • Investitionen (m.o.w. ohne Steuern).
  • Spekulationen,
  • Bauland für die Kinder,
  • Kapital für Ausbildungskosten
  • etc.

Landwirtschaftliche Aktivitäten sind nur eine Rechtfertigung für den Landbesitz.

Folgen für die Beschäftigungsstruktur

Im Gegensatz zum traditionellen landwirtschaftlichen Familienbetrieb sind oft nicht alle Haushaltsmitglieder im Betrieb beschäftigt, sondern die Familie mag auf verschiedene Erwerbstätigkeiten verteilt sein und verschiedene Einkommensquellen haben. Dies kann unterschiedlich sein:

  • von Zeit zu Zeit,
  • von Person zu Person und
  • an verschiedenen Orten stattfindend.

Auch kann sich im Laufe des Lebens die Art der Beschäftigung ändern, z.B. nichtlandwirtschaftliche Tätigkeit in der ersten, landwirtschaftlich in der zweiten Hälfte. Manchmal ist ständige Mehrfachbeschäftigung notwendig, weil das nichtlandwirtschaftliche Einkommen gering ist, wie bei manchen Dorfhandwerkern.

Die Tatsache, daß meist Männer die nichtlandwirtschaftliche Tätigkeit aufnehmen, hat Auswirkungen für die Arbeitsverteilung auf die Geschlechter, was sicher auf Dauer zu sozialem Wandel führen wird. Da der traditionelle Entscheidungsträger häufig abwesend ist, kommt es auch zu einer neuen Ordnung der Entscheidungsstruktur zugunsten der Frauen. Hinzu kommt, daß Familienmitglieder von ihren Arbeitsplätzen mehr Informationen über technische Neuerungen mitbringen und ein Mitspracherecht bei Anschaffungen verlangen, zu denen sie mit ihrem Einkommen beitragen.

Folgen für die Produktionsstruktur

Ist genügend Land vorhanden, dann verwendet gerade die junge Generation moderne Technologien und erstrebt ein höheres Einkommen durch hohe Erträge.

Haushalte ohne ausreichend Land legen aber oft weniger Wert auf Ertragssteigerung. Die Basis für den Lebensunterhalt bekommen sie häufig von außerhalb, und die Landbewirtschaftung verbessert diese durch Teilselbstversorgung.

Oft ist nicht der höchste Ertrag interessant, sondern geringster Arbeitsaufwand mag das Ziel sein, damit genügend Zeit für nichtlandwirtschaftliche Beschäftigungen bleibt.

Oder das Ziel besteht darin, Produkte mit der geringstmöglichen Investition zu erzeugen. Bei anderen ist Ziel einen Konzentration des Arbeitsaufwandes auf wenige Tage des Pflanzens und Erntens, zu denen die Verwandten aus der Stadt gerufen werden.

Man hat die Erfahrung gemacht, daß Ertragssteigerungen von einer kleinen Fläche wenig, ein Erfolg außerhalb der Landwirtschaft aber viel mehr einbringt. Daher begrenzt sich das Interesse an der Landbewirtschaftung auf Erzeugung von einigen Hauptnahrungsmitteln, die Sicherheit durch Landbesitz und die Annehmlichkeiten des ländlichen Lebens und Wohnens.

Natürlich gibt es zurückkehrende Migranten, die ihr Kapital in die Landwirtschaft investieren und von traditioneller zu moderner Bewirtschaftung übergehen. Viele andere verwenden jedoch ihr Kapital als Start für eine nichtlandwirtschaftliche Arbeit oder ein Geschäft, und das vorhandene Land ist Sicherheit für den Fall des Scheiterns.

Konsequenzen für die Einstellung zur Nachhaltigkeit und Umwelterhaltung

Verschiedene Typen von Landbewirtschaftern haben unterschiedliche Einstellungen und unterschiedliches Interesse an Nachhaltigkeit und Umwelterhaltung im Zuge der Landbewirtschaftung.

Bei Großbetrieben und ‘Progressive Farmers’ mag es sowohl positiv als auch negativ zu bewertende Fälle geben. Weit verbreitet ist eine positive Einstellung bei den ‘Economic Holdings’, während Haushalte mit Mehrfachbeschäftigung und Haushalte mit Haushaltsproduktion ihre Zukunft oft außerhalb der Landwirtschaft sehen, zumindest in der nächsten Generation, und vielfach auch keine Mittel für derartige Anliegen haben. Verstärkt ist dies der Fall bei Haushalten von alten Leuten und Marginalexistenzen.

Konsequenzen für die Agrar- und Entwicklungspolitik

Haushalte mit ausreichend Land sind an Landbewirtschaftung interessiert, und daher kann man ihnen durch agrarpolitische Maßnahmen wie Strukturpolitik, Preispolitik und Innovationspolitik helfen. Je kleiner der Betrieb ist, desto bedeutender werden die öffentlichen Förderungsinstitutionen zur Verbesserung der Landbewirtschaftung, zur Unterstützung der eigenen Initiative der Landbewirtschafter, zur Steigerung der Produktion und Produktivität, von Einkommen und Lebensstandard der Landwirte.

Hier ist das Aufgabengebiet der Agrarpolitik.

Bei Unterschieden von Region zu Region in Asien gehört im Durchschnitt aber nur etwa ein Viertel aller Landbewirtschafter zu denen mit ausreichend Land.

Den anderen Haushalten ohne ausreichend Land kann gewöhnlich mit Maßnahmen der Agrarpolitik nicht geholfen werden. Oft sind diese Maßnahmen gar nicht von Interesse. Manche mögen von Förderungsdiensten Nutzen haben oder von Erleichterungen im Landtransfer zur Betriebsvergrößerung.

Für die Masse dieser 75 % aller Landbewirtschafter ist Agrarpolitik weder von Interesse noch von Nutzen.

Preispolitik hilft nicht, wenn nicht verkauft wird und Innovationspolitik ist uninteressant, wenn das Interesse außerhalb der Landwirtschaft liegt. Natürlich gibt es einen gleitenden Übergang vom modernen Landwirt zum Nebenerwerbslandwirt ohne landwirtschaftliches Interesse, aber für die meisten wären andere Politiken hilfreich:

  • Ausbildung für einen nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsplatz,
  • Beschäftigungsförderung,
  • manchmal Sozialpolitik,
  • manchmal Abwanderungsförderung,
  • Regionalentwicklung.

Die Differenzierung der Landwirtschaft erfordert eine Beendigung der traditionellen Sektorpolitik. Nicht jeder, der ein Stück Land besitzt, ist interessiert an Landwirtschaft und kann durch Agrarpolitik gefördert werden.

Erforderlich ist vielmehr eine Trennung:

  • Konzentration der Agrarpolitik mit ihren Maßnahmen auf die, die sie benötigen, die sie wünschen und bei denen sie wirkungsvoll ist, um Produktion und Einkommen zu steigern.
  • Für die anderen landbewirtschaftenden Haushalte sind andere Politikinstrumente notwendig, die meist nicht der Agrarpolitik zugehören.

Eine Konzentration der agrarpolitischen Maßnahmen auf die, die sie nutzen und bei denen sie effektiv sind, ist beste Nutzung knapper Ressourcen. Die Agrarpolitik muß andererseits aufhören, vom armen Kleinlandwirt zu sprechen, um eine Politik zu rechtfertigen, die am Ende nur Besitzern größerer Betriebe Nutzen bringt.

Dabei ist von Bedeutung, nicht nur die derzeitige Situation im Auge zu haben, sondern auch die für die nähere Zukunft zu erwartende Entwicklung und die Einstellung und Interessen der Jugend im Auge zu haben. Öffentliche Anstrengungen bei Haushalten, die in wenigen Jahren die landwirtschaftliche Produktion aufgeben, sind unzweckmäßige Verwendung öffentlicher Mittel.